Zeitsinn

Zeit ist neben Raum eine der fundamentalen Dimensionen jeden Lebens. Zeit spielt bei allen Tätigkeiten des Lebens begonnen von z. B. dem Schlaf-Wach-Zyklus, der Beschaffung von Nahrung, dem Treffen von Entscheidungen, aber auch bei der Lautäußerung eine Rolle. Bei vielen Lebewesen wurde bereits das Vorhandensein eines Zeitgefühls nachgewiesen – und nun auch bei Robben. Ein Seehund und ein Seebär waren in der Lage, Zeitintervalle präzise voneinander zu unterscheiden. Demnach können sie sich z. B. bei der Orientierung oder der Nahrungsbeschaffung neben den Informationen, die die klassischen Sinnessysteme zur Verfügung stellen, auch auf ihren gut entwickelten Zeitsinn verlassen.

Im Video sieht man Seehund Luca in einem Experiment zur Untersuchung des Zeitsinns in einer Dunkelkammer arbeiten. Seine Aufgabe besteht darin, nach dem kürzen (Standard)Reiz seine Schnauze nach links zu bewegen und nach Erfahren des längeren (Vergleichs)Reizes seine Schnauze nach rechts zu bewegen. In diesem Beispiel werden die Zeitintervalle mit durch einen optischen Reiz auf einem Monitor markiert, der Standardreiz ist 800ms, der Vergleichsreiz 1100ms lang. Wird der Vergleichsreiz dem Standardreiz in seiner Dauer immer mehr angenähert, kann eine Unterschiedsschwelle bestimmt werden.

Abschätzen von Distanzen

Ein wichtiger Parameter, den Seehunde für eine erfolgreiche Orientierung auf dem offenen Meer dokumentieren müssen, ist die zurückgelegte Distanz. In einem ersten Experiment zur Distanzabschätzung war ein Seehund in der Lage, zumindest eine Distanz abzuschätzen und zu reproduzieren.

Im Video sieht man den Seehund Nick in dem Distanzabschätzungsexperiment. Der Seehund verläßt seine Ruheposition auf Befehl, trifft auf ein Target, welches den Beginn des Musterdistanzintervals markiert. Das zweite Target markiert das Ende des Musterdistanzintervals. Nachdem er dieses Target passiert hat, besteht nun seine Aufgabe darin, die Musterdistanz zu reproduzieren. Die Genauigkeit der Reproduktion wird an dem vom Seehund frei gewählten Endpunkt evaluiert.

Wahrnehmung des Erdmagnetfeldes

Wenn sich Seehunde auf dem offenen Meer befinden, scheinen ihnen auf den ersten Blick wenige Informationen zu Orientierungszwecken zur Verfügung zu stehen. Magnetische Felder könnten ihnen jedoch z. B. auf kleine wie auch große Distanzen eine Orientierung ermöglichen.

In einem Versuch zur Wahrnehmung magnetischer Felder hat der Seehund die Aufgabe, zwei Spulen, die in einem ersten Ansatz auf dem Boden des Beckens in 6m Tiefe installiert wurden, aus einer Distanz von ungefähr 15m anzuschwimmen. In einem Einzelversuch trägt nur jeweils eine der beiden Spulen eine magnetische Information; diese Spule muss der Seehund dann mit seiner Schnauze berühren. In dem gezeigten Beispiel hat das Tier richtig gewählt, woraufhin es zum Experimentator an die Wasseroberfläche zurückkehrt.